20 Jahre nach dem Super-GAU

Die ersten Nachrichten waren dünn.

Eine schwedische Messstation erfasste tief im Osten Europas erhöhte Radioaktivität.

Vielleicht (oder sicher) verstanden die westlichen Experten rasch was sich da für eine Tragödie, kaum 100 Kilometer nördlich von Kiew, zusammenbraute. Der „normale“ Bürger wohl kaum und die sowjetische Regierung trug wenig dazu bei, den Westen schnell und umfassend zu informieren. Schließlich ließ Moskau die eigene Bevölkerung ebenso im Unklaren, wie den Rest der Welt.

Als sich 1986 das Desaster von Tschernobyl ereignete war ich gerade 19 Jahre alt. Sagen wir mal so: In einem Alter, wo man dieses Ereignis sehr bewusst erfassen und verarbeiten konnte. Die Schule war abgeschlossen und ich befand mich in der Ausbildung. Wenige Jahre zuvor hatte ich im Physikunterricht gelernt, was Kernspaltung bedeutet und wie ein Atomreaktor im Prinzip arbeitet. Zu dieser Zeit waren mehr Atomraketen auf Deutschland gerichtet, als es dem Land im Zweifel „gut“ getan hätte und so entwickelte ich meine eigene Meinung zum Thema Atomkraft.

Der GAU von Tschernobyl hat mich gedanklich über viele Jahre (wenn auch indirekt) begleitet. Erst mit meinen Reisen in die Ukraine fing ich an, mich direkt mit Tschernobyl auseinanderzusetzen. Zwar war der Anlass die Ukraine zu besuchen ein völlig anderer, aber, wenn man sich (so wie ich) etwas öfter und länger in Kiew aufhält, bekommt das „Thema“ Tschernobyl schnell eine ganz besondere Bedeutung.

(26.04.2006)

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