Rio Tinto Group

Die Rio Tinto Group ist ein britisch-australischer Bergbaukonzern, der vorwiegend Eisenerz, Kupfer und Aluminium, aber auch Uran, Gold und Diamanten fördert.  Das Unternehmen zählt zu den größten Bergbauunternehmen der Welt und ist einer der drei weltweit größten Produzenten von Eisenerz, zusammen mit Vale und der BHP Group.  Darüber hinaus gehört Rio Tinto zu den weltweit führenden Aluminiumproduzenten. Rio Tinto ist in mehr als 35 Ländern aktiv, besonder aber in Australien und Kanada, wo der Großteil seiner Aktivitäten stattfindet. 

Rio Tinto: Gründung und Meilensteine

Unter Leitung eines schottischen Unternehmers kauft eine Investorengruppe 1873 die Rio Tinto-Bergwerke in Spanien. Die neue Rio Tinto Company baute die Kupfermine aus und führte neue Techniken ein. Die Lagerstätte in Südspanien war bereits in der Bronzezeit bekannt und versorgte einst die alten Griechen und Römische mit Kupfer. Rio Tinto ist die spanische Bezeichnung für „roter Fluss“.

Nach gut 80 Jahren werden zwei Drittel der heute ertragsschwachen Rio Tinto-Mine in Spanien verkauft. Der Erlös finanziert neue Explorationsunternehmen in Afrika, Australien und Kanada. Das führt zur Errichtung neuer, großer Uranminen in Kanada und der Mary Kathleen Mine in Australien. Ab 1961 erschließen Geologen die Eisenerzvorkommen in Westaustralien. Fünf Jahre später wurde das erste Eisenerz nach Japan verschifft.

Rio Tintos Ursprung als anglo-australischer Doppelkonzern geht auf das Jahr 1962 zurück und folgte der Logik einer Win-Win-Situation. Die australische Consolidated Zinc Company hatte erhebliche finanzielle Ressourcen, konnte aber keine geeigneten neuen Bergbauprojekte entwickeln. Rio Tinto befand sich in einer komplementären Position , verfügte über beträchtliche Entwicklungsmöglichkeiten, aber nicht über ausreichende finanzielle Mittel, um diese zu verfolgen.

1968 kaufte Rio Tinto die Bergbaufirma U.S. Borax, die in Kalifornien Borate abbaut. 1979 wurde das Diamantenvorkommen der späteren Argyle-Diamantenmine in Australien entdeckt. Rio Tinto wurde dadurch zum weltgrößten Produzenten von farbigen Diamanten. In den 1980er-Jahren kaufte Rio Tinto den Kupferförderer BP Minerals und erwarb 1985 an der Kupfermine Escondida eine 30-Prozent-Beteiligung.

Escondida liegt in der chilenischen Atacama-Wüste etwa 170 km südöstlich von Antofagasta auf 3100 m Höhe und ist seit Jahrzehnten der Fördermenge nach das mit Abstand größte Kupferbergwerk der Welt. Mit einer Förderung von 1,15 Mio. Tonnen (2021) entfällt auf Escondida allein etwa 5 Prozent der globalen Kupferproduktion. Escondida wird von BHP Billiton verwaltet.

Mit dem Kauf des kanadischen Aluminiumherstellers Alcan für 38,1 Milliarden US-Dollar im Jahr 2007 tätigte Rio Tinto die größte Akquisition in seiner Geschichte. Der Konzern wurde damit auf einem Schlag zum damals größten Aluminium- und Bauxitproduzenten der Welt.

China greift nach Rio Tinto und anderer feindliche Übernahmen

Im Jahr 2008 erwarb der chinesische Aluminiumhersteller Aluminum Corporation of China (Chinalco) überraschend 9 % der Anteile an Rio Tinto. Aufgrund der positiven Auswirkungen einer Partnerschaft auf beiden Seiten, führten Rio Tinto und Chinalco Verhandlungen über weitere Investitionen in Höhe von insgesamt 19,5 Milliarden US-Dollar, die den Anteil von Chinalco an Rio Tinto auf 18% erhöhen würden. Dieser Deal wäre eine willkommene Möglichkeit für Rio Tinto gewesen, frisches Kapital zu beschaffen, da das Unternehmen durch die Übernahme von Alcan stark verschuldet war. China zeigte gleichzeitig aufgrund seines wachsenden Wirtschaftspotenzials ein wachsendes Interesse an Investitionen in Energie- und Rohstoffunternehmen. Die Aktionäre von Rio Tinto ließen den Deal am Ende scheitern.

Im Jahr 2008 geriet Rio Tinto ins Visier einer feindlichen Übernahme durch BHP Billiton. Aufgrund der weltweiten Finanzkrise und der fallenden Rohstoffpreise wurde die Übernahme schließlich abgesagt. Sechs Jahre später, im Jahr 2014, trat Glencore an Rio Tinto mit einem Übernahmeangebot heran, das jedoch abgelehnt wurde. Die mögliche Fusion hätte den weltweit größten Bergbaukonzern geschaffen und hätte potenziell weitreichende Auswirkungen auf die globale Rohstoffindustrie gehabt.

Zu Beginn des Jahres 2012 erwarb Rio Tinto durch eine schleichende Übernahme die Mehrheit am kanadischen Unternehmen Ivanhoe Mines, das heute unter dem Namen Turquoise Hill Resources bekannt ist. Ivanhoe Mines war zu diesem Zeitpunkt in der Mongolei tätig und entwickelte die Kupferlagerstätte Oyu Tolgoi. Durch die Übernahme erhielt Rio Tinto die Kontrolle über ein bedeutendes Bergbauprojekt, das eine der weltweit größten Kupfer- und Goldvorkommen aufweist. Die Erschließung dieser Ressourcen ist von strategischer Bedeutung für Rio Tinto.

Rio Tinto: Die unerschlossenen Vorkommen in der Mongolei

Kurz nach der Jahrtausendwende wurden große Erzlagerstätten in der mongolischen Wüste Gobi entdeckt. Die Lagerstätte befindet sich in der südlichen Mongolei, etwa 80 km von der chinesischen Grenze entfernt. Diese Entdeckung wurde als Oyu Tolgoi bekannt und gilt als eine der größten unentwickelten Kupfer- und Goldvorkommen der Welt. Die Explorationen haben gezeigt, dass das Vorkommen etwa 94 Millionen Tonnen Kupfer und 14,2 Millionen Unzen Gold enthält. Die geplanten Investitionen in die Erschließung der Lagerstätte sind enorm und erfordern viele Milliarden US-Dollar.

Rio Tinto: Spagat zwischen Nachhaltigkeit und Rendite

Rio Tinto ist 2015 dem Pariser Klimaabkommen beigetreten. Drei Jahre später wurden die letzten australischen Kohleminen verkauft. Seitdem fördert Rio Tinto keine fossilen Brennstoffe mehr. Die hauptsächlich geförderten Rohstoffe sind für den Übergang in ein kohlenstoffarmes Zeitalter unerlässlich.

Rio Tinto verkaufte 2018 seine Beteiligung von 40 % an der Grasberg-Mine für 3,5 Milliarden US-Dollar an PT Indonesia Asahan Aluminium (Inalum), ein staatliches Bergbauunternehmen in Indonesien. Die Grasber-Mine ist das größte Goldbergwerk und gleichzeitig das Kupferbergwerk mit den niedrigsten Förderkosten der Welt. Der Tagebau ist die zentrale Ressource von Freeport-McMoRan sowie Quelle des größten Reichtums und der größten Langzeitumweltzerstörung in Westneuguinea und Indonesien. 

Am 24. Mai 2020 ließ Rio Tinto eine 46.000 Jahre alte indigene Kulturstätte der Aborigines in der Juukan-Schlucht in Westaustralien sprengen, um das Abbaugebiet des Eisenbergwerks Brockman 4 Mine zu erweitern. Der Vorfall führte zu großem Empörung und Schaden für den Ruf des Unternehmens.

Die Zerstörung dieser historischen Stätte, die für die indigenen Gemeinschaften von großer Bedeutung war, wurde von vielen als kultureller Vandalismus betrachtet. Der Vorfall hat die Verantwortung von Bergbauunternehmen gegenüber den indigenen Gemeinschaften und dem Schutz von kulturellen und historischen Stätten in Frage gestellt.

Rio Tinto: Volatile Gewinne im Rohstoffsektor

Rio Tinto ist stark von der weltweiten Rohstoffnachfrage und den Rohstoffpreisen abhängig, insbesondere von den Preisen für Eisenerz. Nach dem Hoch im Jahr 2011 erlebten viele Industriemetallpreise einen Bärenmarkt, der erst im Januar 2016 seinen Tiefpunkt erreichte. Im Gleichklang sanken der Umsatz und der Aktienkurs von Rio Tinto. Erst mit dem Anstieg der Preise nach 2016 erholte sich das Geschäft wieder. Nicht viel anders verlief es bei den großen Mitbewerbern, wie BHP, Freeport-McMoRan oder Vale.

Rio Tinto: Das Geschäftsjahr 2021

Im Geschäftsjahr 2021 erzielte Rio Tinto einen Umsatz von 63,5 Milliarden US-Dollar, wobei die Eisenerzsparte 59 % des Umsatzes ausmachte. Die Aluminiumsparte trug 19 % zum Umsatz bei, gefolgt von der Kupfersparte (12 %) und der Mineraliensparte (10 %). Der größte Absatzmarkt für das Unternehmen war China, wo Rio Tinto 57 % seines Konzernumsatzes erwirtschaftete. Unter dem Strich verbuchte Rio Tinto einen Gewinn von satten 21,09 Milliarden US$. 

Rio Tinto: Das Geschäftsjahr 2022

Im Geschäftsjahr 2022 verzeichnete der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto aufgrund einer schwachen Nachfrage und steigender Kosten einen erheblichen Gewinnrückgang. Insbesondere die strikte Corona-Politik Chinas und deren wirtschaftlichen Auswirkungen belasteten die Nachfrage und damit die Preise für Eisenerz, Aluminium und Kupfer. Der Umsatz beträgt 55,6 Milliarden US$, ein Rückgang von 13 % im Vergleich zum Vorjahr. Den Gewinn bricht um 45 % ein und beläuft sich auf 12,4 Milliarden US$.

Rio Tinto: Die Aktie im Rückspiegel

Im Mai 2008 kostet eine Aktie von Rio Tinto 74 EUR, Aktienkurs und Rohstoffpreise waren im Rally-Modus. Dann bröckelten die Rohstoffpreis und dann kam Lehman Brothers, mit einer fulminanten Pleite. Die Aktie ging in Grund und Boden, schloss am 31.12.2008 um 15 EUR für eine Aktie. Ab 2009 erfolge eine erneute Aktien- und Rohstoffrally, die bis Februar 2011 anhielt, da lag der Aktienkurs bei 66 Dollar. Eine Vervierfachung in zwei Jahren, vorausgesetzt, man beherrscht das perfekte Timing.

Von Februar 2011 bis Februar 2016 ging es fünf Jahre lang kontinuierlich bergab. Erst dann drehten die Rohstoffpreise wieder nach oben. Am 31.12.2019 schloss der Kurs bei 63,60 EUR je Aktie. Im Corona-Crash vom März 2020 sackte der Kurs auf 45 EUR, erholte sich aber bis zum Jahresende und schloss am  31.12.2020 mit 71,50 EUR für einen Anteil Rio Tinto.

Im Juli 2021 erreicht Rio Tinto ein neues Hoch bei 84 EUR, fällt anschließend bis Mitte November auf 58 EUR zurück und schließt am 31.12.2021 mit 64 EUR für einen Anteilsschein. Der Rohstoffzyklus und die politische Großwetterlage ziehen die Aktie im März 2022 auf ein erneutes Hoch jenseits von 80 EUR, aber auch hier sackt der Kurs erneut bis zum Herbst nach unten weg, auf unter 60 EUR pro Aktie. Es beginnt ein neuer Anlauf und Ende Januar 2023 kostet die Aktie 82,45 EUR.

Rio Tinto: Fazit des Autors

Die Papiere im Rohstoffbereich sind sehr zyklisch. Den richtigen Einstieg bei Rio Tinto und seinen Mitbewerbern zu erwischen ist nicht so einfach. Kurse um 55 EUR bieten sich für eine erste Position an und im Dip nachkaufen, bis die Position voll ist. Eine volle Position sollte i.d.R. nicht mehr als 5 Prozent vom Wertpapierportfolio ausmachen. Aktuell kostet die Aktie 77 EUR und sucht den üblichen Weg nach einem ausgebildeten Top, nämlich den Weg nach unten. Abwarten und Tee trinken.

Ein langfristig angelegter Sparplan passt möglicherweise besser zu einer zyklischen Aktie. Fallen die Kurse, kauft man günstiger nach und wenn die Kurse mit der Zeit steigen, um so schöner das Ergebnis. Ähnlich habe ich mich zu BHP geäußert. Wer regelmäßig spart und die Dividenden reinvestiert wird auf Dauer durch den Zinsenzins belohnt:

So werden aus 50 Euro im Monat und 5 Prozent Dividende nach 10 Jahren 7.241 Euro, ohne das der Aktienkurs steigen muss. Legt der Aktienkurs im Sparzeitraum im Schnitt um 2 % pro Jahr zu, steigt das Kapital auf 8.215 Euro.

Factsheet Rio Tinto Group
   
ISIN AU000000RIO1 
ISIN GB0007188757
Branche Bergbau
Sitz London und Melbourne
Website Investor Relations rio Tinto Group
CEO Jakob Strausholm
   
Mitarbeiter 52.055
   
Geschäftsjahr 31.12.
   
Umsatz 2018 40,52 Milliarden US$
Umsatz 2019 43,17 Milliarden US$
Umsatz 2020 44,61 Milliarden US$
Umsatz 2021 63,50 Milliarden US$
Umsatz 2022 55,60 Milliarden US$
   
Gewinn 2018 13,64 Milliarden US$
Gewinn 2019  8,01 Milliarden US$
Gewinn 2020  9,77 Milliarden US$
Gewinn 2021 21,09 Milliarden US$
Gewinn 2022 12,40 Milliarden US$
   
Dividende 2018 4,40 US$ oer Share
Dividende 2019 3,70 US$ oer Share
Dividende 2020 3,09 US$ oer Share
Dividende 2021 10,40 US$ per Share
Dividende 2022 4,92 US$ per Share
   
Aktienkurs 79,50 EUR
52 Wochen 56,84 EUR – 85,69 EUR
Börsenwert 122,17 Milliarden US$
Stand 23.02.2023
Nach oben scrollen