5 typische Börsenfehler

Die Börse ist ein aufregender Ort voller Emotionen, und wer von uns vernunftbegabten Anlegern kann sich davon schon freisprechen? Hier erlebst du einen glücklichen Deal, dort ein perfektes Timing und vielleicht sogar eine Kursverdoppelung.

Schnell kommt das Gefühl auf, das Spiel an der Börse durchschaut zu haben. Nach zwei oder drei Erfolgserlebnissen könnte man sogar geneigt sein zu glauben, als souverän agierender Macher den Markt im Griff zu haben.

Fehler #1 Selbstüberschätzung

Aber von wegen „den Markt im Griff“ – in Wahrheit sprießen Anlageideen selten auf unserem eigenen Mist. Das wird gerne mal übersehen. Zusätzlich blenden wir aus, dass andere Titel besser abschneiden könnten als unsere eigene Auswahl. Hier wird pures Glück oft mit eigenem Können verwechselt.

So schleichen sich fast zwangsläufig die typischen Fehler der Geldanlage ein: sorglose und vorschnelle Entscheidungen, hastiges und übermäßiges Handeln sowie der Verlust des Blicks für allgemeine Trends, Depotstruktur und Timing.

Tipp: Dokumentation

Es ist wichtig, dein Verhalten zu dokumentieren. Vor einer klugen Entscheidung liegt die Information. Zwar lassen sich nicht alle denkbaren Informationen sammeln, aber ein gewisses System mit klaren Handelsgrundsätzen sollte sich jeder Anleger angewöhnen. Der erste Schritt wäre, vor jeder Anlageentscheidung Risiko und Gewinnerwartung bewusst gegenüberzustellen – mehr, als viele Anleger tun.

TTipp: agebuch

Zur Selbstkontrolle ist auch ein „Tagebuch“ empfehlenswert: Wann hast du welches Papier gekauft? Und vor allem, warum hast du es gekauft? Automatisch dokumentierst du dabei Fehler, ein erster Schritt zur Selbsterkenntnis.

Lehrgeld ist die beste Investition

Der beste Lehrmeister bleibt der Markt selbst. Ein Anleger, der Verluste erleidet, entwickelt den größten Anreiz, um künftig bessere Entscheidungen zu treffen. Nur wer aus Fehlern lernt, kann das gezahlte Lehrgeld als Investition verbuchen.

Das gilt sowohl für Aufwärts- als auch für Abwärtstrends und ist eine der wenigen tatsächlichen Gesetzmäßigkeiten der Börse. Und doch werden Trends selbst von erfahreneren Anlegern immer wieder missachtet. Schließlich ist die Versuchung groß, „schlauer als der Markt“ zu sein und gegen einen etablierten Trend zu handeln. Trends haben nämlich eine äußerst wichtige Eigenschaft: Es ist schlicht ungleich wahrscheinlicher, dass ein Kurstrend anhält, als dass er endet.

Der fahrende Zug

Du denkst vielleicht, eine Aktie sei schon zu teuer, und es gilt allgemein als Fehler, „auf einen fahrenden Zug aufzuspringen“ – und trotzdem ist genau das oft das Klügste, was du als aktiver Anleger machen kannst. Vorausgesetzt, der Trend hat sich etabliert. Außerdem sollte dein Engagement auf jeden Fall mit einer Stop-Loss-Order abgesichert werden. Denn irgendwann endet an der Börse jeder Trend – und wenn dies geschieht, fällt die Gegenbewegung oft heftig aus.

Das fallende Messer

Ein typischer Fehler ist es auf der anderen Seite, eine Aktie zu kaufen, die gerade abstürzt oder sich in einem stabilen Abwärtstrend befindet. Der Reflex „billige Aktie“ ist schon unzähligen Anlegern zum Verhängnis geworden. Denn die Börsenweisheit „Greife nie in ein fallendes Messer“ macht Sinn: Hinter einem plötzlichen Kurseinbruch oder einem anhaltenden Abwärtstrend stehen meist handfeste fundamentale Gründe, deren ganze Tragweite erst im Nachhinein offenbar wird.

Bei einem solchen Kursverlauf den Boden zu erwischen, ist reine Glückssache und gelingt nur in den seltensten Fällen. Viel klüger ist es in solchen Situationen abzuwarten, bis sich ein Papier wieder fängt und den Abwärtstrend eindeutig verlassen hat, beziehungsweise noch besser: in einen stabilen Aufwärtstrend übergegangen ist. Die anfänglichen Gewinne einer Kurserholung sind dann zwar verpasst. Aber die Chance, deinen Einstieg nicht teuer zu bezahlen, ist ungleich höher.

Wer alles auf eine Karte setzt, hat an der Börse nichts zu gewinnen. Denn ein Geheimnis der erfolgreichen Geldanlage ist schlicht, das Risiko zu begrenzen. Viele Anleger verschenken gutes Geld, weil sie sich auf zu wenige Werte konzentrieren. Nicht wenige Depots wirken wahllos zusammengewürfelt und stark unterdiversifiziert.

Nicht alle Eier in einen Korb

Die alte Börsenweisheit „Nicht alle Eier in einen Korb“ ist durchaus wissenschaftlich fundiert. Schon 1952 wies der Portfoliotheoretiker Harry Markowitz nach, dass ein gut diversifiziertes Portfolio eine günstigere Chance-Risiko-Struktur aufweist. Die entscheidende Größe ist die Korrelation der einzelnen Positionen. Korrelieren die einzelnen Titel zu stark miteinander, erhöhst du unnötig dein Risiko.

Man kann auch übertreiben

Allerdings kann man es mit der Streuung auch übertreiben: Etwa sieben Prozent der deutschen Aktionäre besitzen 20 oder mehr Aktien. Der Überblick ist schnell verloren, besonders bei Fehlentwicklungen einzelner Aktien.

Ein gut gestreutes Depot besteht aus sechs bis zehn verschiedenen Aktien. Dabei kommt es natürlich auch darauf an, wie unterschiedlich die Aktien sind. Eine einseitige Ausrichtung auf bestimmte Branchen, zum Beispiel der Bankensektor, erhöht das Risiko für Schwankungen.

Empirische Untersuchungen ergeben zudem eindeutig, dass sich eine internationale Streuung der Anlagen vorteilhaft auf die Chance-Risiko-Struktur auswirkt. Dabei sollte es natürlich nicht unbedingt ein chinesisches Internet-Startup oder eine brasilianische Goldmine sein, wenn du nur über wenige Depotpositionen verfügst.

Wann die Zeit reif ist, ein Wertpapier zu verkaufen, hängt von vielen Faktoren ab. Doch ein systematischer Anlegerfehler lässt sich klar erkennen: Viel zu oft werden Gewinner zu früh und Verlierer zu spät verkauft. Nicht nur fallende Kurse strapazieren die Anlegernerven. Auch wenn die Börse ausgesprochen gut läuft, neigst du zur Nervosität: „Was, wenn der Markt plötzlich dreht, und meine schönen Kursgewinne futsch sind?“ Kommen noch ein paar Aspekte dazu, die für ein Ende der Rally sprechen, wird der Reiz, den Gewinn mitzunehmen, fast unwiderstehlich. Schließlich ist dein persönliches Erfolgserlebnis erst komplett, wenn der Gewinn „im Sack“ ist.

Gewinne laufen lassen

 Einfach in einem steigenden Markt zu verkaufen, ist also menschlich, aber ein Fehler. Und verschenktes Geld, denn leichter als in einer solchen Börsenphase lassen sich Gewinne nicht erzielen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass ein etablierter Trend weitergeht, ist größer, als dass er endet. Ob die steigenden Kurse noch fundamental zu begründen sind, ist dabei zweitrangig. Recht hat am Ende immer nur einer – der Markt. Hier der einfachste Rat: Nerven behalten und den Gewinn sichern, ohne ein Papier zu verkaufen. Das kann sich als äußerst gewinnbringend erweisen. Das wichtigste Werkzeug dafür ist die Stop-Loss-Order.

Verluste begrenzen

 Noch wichtiger als steigende Kurse voll auszureizen ist es aber, Verluste zu begrenzen. Denn viel zu oft ziehen Anleger zu spät die Reißleine, wenn sich ein Wert nicht wie erhofft entwickelt. Dahinter steht zuweilen eine emotionale Bindung zu einzelnen Papieren, die sich mit deren tatsächlicher Performance nicht begründen lässt. Liegt eine Aktie im eigenen Depot, identifizierst du dich einfacher mit dem Geschäftsmodell des Unternehmens und dessen Management.

Auch ohne die fatale Neigung zu bestimmten Titeln fällt es einfach schwerer, mit Verlust zu verkaufen, als einen Gewinn einzustreichen. Das liegt an der wenig ausgeprägten Bereitschaft des Menschen, sich Fehlentscheidungen einzugestehen. Auch hier verspricht eine Stop-Loss-Strategie Abhilfe: Definiere gleich beim Kauf charttechnische Marken, an denen weitere Verluste drohen, wie Unterstützungslinien, und trenne dich konsequent von enttäuschenden Titeln. So kannst du dir eine Menge Kummer ersparen.

Börse macht Spaß! Welcher aktive Anleger wollte das bestreiten? Doch manche handeln zu hektisch und verschenken damit eine ganze Menge Geld. Das hat einen eher technischen sowie einen psychologischen Grund.

„Hin und her macht die Taschen leer“ lautet eine der bekanntesten Börsenweisheiten. Sie bestand schon, als es noch keine Wissenschaft gab, die sie genauer überprüft hätte. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Studien, die zeigen, wie Anleger ihre Rendite durch zu häufiges Umschichten und damit zu hohe Kosten zerstören. Das Ergebnis: Besonders aktive Börsianer schneiden nach Transaktionskosten fast immer deutlich schlechter ab als ein Aktienindex. Bevor du an Gewinne denken kannst, wollen jedes Mal die teils noch immer stattlichen Provisionen, Maklergebühren, fremden Auslagen und/oder Spreads verdient sein.

Das gilt für Börsenprofis nur eingeschränkt. Aktienhändler bei den Investmentbanken zum Beispiel handeln oft ein und denselben Titel mehrmals am Tag hin und her, dies allerdings mit nahezu Null Transaktionskosten nahe. Und ohne Erfolgsgarantie übrigens, denn auch die Eigenhandelsergebnisse der Banken fallen oft peinlich schwach aus.

Psychofalle Selbstüberschätzung

 Wer rasche und riskante Entscheidungen bei mehr oder weniger unvollkommener Information trifft, darf sich als „Macher“ fühlen. Und stellt sich dabei Erfolg ein, sind Allmachtsfantasien nicht weit. Allzu leicht wird dabei Glück mit Urteilsvermögen verwechselt. Vorschnelle Entscheidungen und erhöhte Handelsaktivität lassen da nicht lange auf sich warten.

Wie sehr sich die Strategie des „buy and hold“, also kaufen und halten, lohnen kann, mag ein Beispiel illustrieren: Wer Anfang 2013 ein simples Indexzertifikat auf den Dax gekauft hat, könnte derzeit rund 18 Prozent Rendite nach Kosten einstreichen. Ohne das ganze Jahr über auch nur einen Finger krumm gemacht zu haben. Auch wenn es keiner zugeben mag – mit aktivem Handeln haben das längst nicht alle Anleger geschafft.

Stillhalten nicht übertreiben

Erst recht auf lange Sicht wird der selige André Kostolany mit seinem berühmten Rat „Kaufen Sie Standardaktien und eine Packung Schlaftabletten und legen Sie sich ein paar Jahre hin“ Recht behalten. Allerdings – wie der Chart des Dax seit seinem 25-jährigen Bestehen zeigt – sind die Zeiten seit der Jahrtausendwende schwieriger geworden: Auch die Standardwerte schwanken stärker als zuvor. Die „paar Jahre“ dauern also unter Umständen etwas länger als früher.

Entsprechend kann man es mit dem Stillhalten auch übertreiben. Auch passive Anleger mit erprobten Standardwerten im Depot sollten sich regelmäßig um ihre Schätzchen kümmern. Bei eindeutigen Fehlentwicklungen ist es ein Muss, das Depot umzuschichten und die Verluste zu begrenzen. Handlungsbedarf besteht etwa, wenn der Gesamtmarkt einen klaren Abwärtstrend etabliert oder wenn ein Unternehmen seinen bisherigen Gewinnpfad verlässt und wiederholt enttäuscht.

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