Auf den Weg nach Czernowitz

Sonnenaufgang gegen sechs Uhr in der Früh.

Auf den Weg nach Czernowitz habe ich die Karpaten schon mal hinter mir gelassen. Es wird Zeit für eine Rast und ein kleines Frühstück. Also verlasse ich die Hauptstraße und parke mein Auto auf eine Brücke, welche über Zuggleise errichtet, unmittelbar in eine Abraumhalde führt.

Nicht weit von meinem Standpunkt lässt sich ein rostbrauner Förderturm ausmachen. Gleich neben der Brücke stehen marode Betriebsgebäude und altertümliche Fördertechnik. Doch die Zeit der Förderung ist schon lange vorbei. Ein bisschen Ruhrgebiet am Rande der Karpaten.

Im Schein der Morgensonne quaken Frösche aus den Tümpeln der überwucherten Halde. Wilde Kirschbäume stehen hier in voller Blüte. Unerwartet rumpelt eine Lokomotive heran und für einen Moment wird das morgendliche Froschkonzert durch ein dröhnendes Brummen der schweren Dieselmotoren und durch quietschende Radreifen unterbrochen. Weniger unterbrochen als vielmehr übertönt.

Um die Uhrzeit abzulesen, ziehe ich mein Mobiltelefon aus der Tasche, es zeigt mir 10 Minuten vor fünf Uhr an. In der Ukraine ist es eine Stunde später. In der Vergangenheit hat dieser Zug die Kumpels aus den umliegenden Orten zur Arbeit gefahren. Eine Haltestelle sicherlich hier an der Brücke und die nächste Haltestelle am Förderturm.

Der Zug rattert, völlig unbeeindruckt vom dem was ich mir so denke, unter der Brücke hindurch und er hält auch zwei Minuten später nicht am Förderturm. Warum auch? Die Zugabteile sind leer und es wird hier ganz offenbar keine Kohle mehr gefördert.

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