Deutz

Die Ursprünge von Deutz gehen bis in das Jahr 1854 zurück. Heute ist das traditionsreiche Kölner Unternehmen die älteste unabhängige Motorenfabrik der Welt. Mit rund 4.900 Mitarbeitern entwickelt und produziert Deutz innovative Antriebssysteme für professionelle Einsätze abseits der Straße: Etwa für Bau- und Landmaschinen, Gabelstapler, Schienenfahrzeuge und Boote. Produziert werden Diesel- und Gasmotoren mit bis zu 620 kW Leistung, aber auch Hybridantriebe, E-Motoren und wasserstoffbasierte Motoren.

Die Aktie

Aktien von Deutz werden zu 62% von institutionellen Investoren gehalten, der Rest befindet sich im Streubesitz. Rund 40% der Anteile halten Investoren aus den USA und Kanada, 26% aus Deutschland und etwa 10% aus Großbritannien. Die Aktie von Deutz ist nichts für zarte Gemüter. Die Kursentwicklung ist zyklisch und stark abhängig von einer gut funktionierenden Weltwirtschaft.

Kennzahlen 2019
Umsatz = 1,84 Milliarden EUR
Ausgelieferte Motoren = 211.667 Stück
EBIT = 78,8 Mio. EUR Gewinn

Kennzahlen 2020
Umsatz = 1,29 Milliarden EUR
Ausgelieferte Motoren = 150.928 Stück
EBIT = 74,7 Mio. EUR Verlust

Kennzahlen 2021
Umsatz = 1.61 Milliarden Euro
Ausgelieferte Motoren = 211.667 Stück
EBIT = 78,8 Mio. EUR Gewinn

Im Geschäftsjahr 2021 schwankte der Aktienkurs zwischen 5,10 EUR und 8,29 EUR. Ende 2021 schließt der Aktienkurs von Deutz mit 6,57 EUR ab, was einer Marktkapitalisierung von 794,1 Mio. EUR entsprach. Seitdem sackte die Akte kontinuierlich ab, bis auf einen vorläufigen Tiefpunkt, Ende September, von nur noch 3,00 EUR. Quasi eine Halbierung der Marktkapitalisierung. Klingt alles nicht gut und trotzdem habe ich mir dieses Unternehmen ins Depot geholt.

Kauf am 01.09.2022 zu 3,60 EUR, 80 Stück
Kauf am 23.09.2022 zu 3,40 Euro, 80 Stück
Kauf am 27.09.2022 zu 3,25 Euro, 80 Stück

Im Verlauf des Septembers habe ich also 240 Aktien zum Durchschnittskurs von 3,42 EUR erworben. Aber warum eigentlich? Es gibt zwei Gründe: Erstens mag ich Unternehmen, die etwas sehr Handfestes produzieren. Klar möchte ich Rendite erzielen, erlaube mir es aber hier und da ein Unternehmen zu halten, mit dem ich mich einfach gerne beschäftige. Zweitens möchte ich meinen Leserinnen und Lesern zeigen, wie sich fortschrittliche Industrieproduktion und deutsche Ingenieurskunst im globalen Wettbewerb aufstellen.

Über 150 Jahre Tradition kurz zusammengefasst

In der Vergangenheit baute KHD (seit 1938 Klöckner-Humboldt-Deutz AG) ganze Lokomotiven, Landmaschinen, vor allem aber Nutzfahrzeuge und Omnibusse. Bis in die 70er Jahre war die Marke Magirus-Deutz der zweitgrößte deutsche Nutzfahrzeughersteller. Berühmt sind die Feuerwehrfahrzeugen war Magirus-Deutz, derzeit Marktführer in Europa (heute beliebte Sammlerobjekte).

Im Verlauf der 70er Jahre rutschte Magirus-Deutz in eine tiefe wirtschaftliche Krise. Nach gescheiterten Verhandlungen mit Daimler-Benz gliederte KHD 1975 seine Nutzfahrzeugsparte in eine neue Gesellschaft, Iveco, ein. Iveco war der Zusammenschluss europäischer Nutzfahrzeughersteller, an der KHD zu 20 % beteiligt war, zu 80 % der Autobauer Fiat. Später übernahm Fiat alle Anteile.

Seitdem konzentriert sich KHD auf den Bau von Motoren. Mit Beschluss der Hauptversammlung vom September 1996 wurde das Unternehmen in den Ursprünglichen Namen Deutz AG umbenannt. 2001 trennte sich Deutz vom Anlagenbau und wurde zum reinen Motorenhersteller. 2019 unterzeichnet Deutz einen Joint-Venture-Vertrag mit dem Baumaschinenhersteller Sany aus China. In Changsha (Hauptstadt der Provinz Hunan) wird ein Motorenmontagewerk errichtet, das jährlich 75.000 Motoren produzieren soll.

Die Zukunft von Deutz liegt im Segment „Green“

Die Ära der fossilen Kraftstoffe geht auf absehbare Zeit zu Ende, der Bedarf an Lösungen zur Mobilität bleibt. Verbrennungsmotoren werden im Off-Highway-Bereich noch viele Jahre gebraucht und nachgefragt werden. Gleichzeitig ändert sich die Welt der Motoren rapide und radikal. Deutz erweitert das Produktangebot sukzessive um alternative Antriebe, neben Wasserstoffmotoren auch vollelektrische und hybrid-Antriebe. Deutz profitiert dabei vom Know-how des E-Motoren-Herstellers Torqeedo und des Batteriespezialisten Futavis, die zum Konzern gehören.

Der Vorstand begreift die Transformation als große einmalige Chance für Deutz und treibt die Aktivitäten im Bereich der alternativen Antriebe voran. Ein jüngeres Projekt ist die strategische Partnerschaft mit dem Brennstoffzellen-Hersteller Blue World Technologies. Deutz übernimmt zum einen die exklusive Vermarktung von stationären Brennstoffzellen-Generatoren und beteiligt sich zum anderen mit 10 Prozent am dänischen Unternehmen.

Prognose für das Geschäftsjahr 2022

Aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten hatte Deutz zum Jahresabschluss 2021 seine Prognose für 2022 unter Vorbehalt kommuniziert. Die allgemeine Inflation sowie Lieferschwierigkeiten bei Material und Komponenten machen dem Motorenbauer zu schaffen. Doch das Geschäft läuft in den ersten drei Quartelen nicht schlecht und Deutz kann gestiegene Kosten an die Kunden weitergeben.

Der Vorstand erwartet nun einen Jahresumsatz zwischen 1,75 bis 1,85 Milliarden EUR (Absatz 175.000 bis 185.000 Motoren). Ein ordentliches Umsatzplus von 8 bis 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern soll zwischen 4,5 und 5,0 Prozent erreichen. Allerdings lässt der negative Free-Cash-Flow von Deutz zu wünschen übrig. Ursache dafür ist eine hohe Bevorratung, um in Anbetracht der angespannten Lieferketten, die laufenden Produktion zu sichern.

Fazit des Autors

Für das Geschäftsjahr 2021 hat Deutz 0,15 EUR je Aktie aus dem Bilanzgewinn ausgeschüttet, eine Ausschüttungsquote von 46,8 Prozent. Beim aktuellen Kurs von 4,05 Euro je Aktie entspräche dies einer Bruttorendite von 3,7 Prozent. Nicht schlecht und vielleicht legt der Vorstand für 2022 noch ein, zwei Cent drauf.

Aktuell liegt mein Investment vom September 18 Prozent im Plus. Die Position halte ich bis auf Weiteres mit dem Kursziel 5,00 Euro. Ein Nachkauf drängt sich mir nicht auf, vielleicht dann, wenn es erneut an der Börse knallt und der Aktienkurs von 3,00 Euro unterschritten wird.

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