Die Stauseen des Dnjepr

Der Dnjepr (oder auch Dnjepr) gilt als der drittlängste Fluss in Europa. Das Gewässer entspringt in den Smolensker Höhen, etwa 200 km westlich von Moskau und mündet nach 2201 km im Schwarzen Meer. Neben Russland verläuft der Dnjepr durch Belarus und erreicht schließlich den Norden der Ukraine. Der mächtige Strom teilt die Ukraine regelrecht in zwei Hälften. Dieser Eindruck wird durch sechs gigantischen Stauseen, die alle mit dem Dnjepr verbunden sind, noch verstärkt.

Kiewer Stausee

Der Stausee beginnt an der Grenze zu Belarus und reicht bis auf etwa 20 km an die nördliche Stadtgrenze von Kiew heran. Dort befindet sich ein 41 km langer Damm der das Wasser, von Dnjepr und Pripjat kommend, zu einem 922 km² großen künstlichen See mit 3730 Millionen qbm Wasser aufstaut. Ein Wasserkraftwerk im 68 m hohen Absperrbauwerk produziert seit 1964 Strom. Der Kiewer Staudamm gehört zu den fünf längsten Talsperren der Erde. Von der Bevölkerung wird das Gewässer als Kiewer Meer bezeichnet. Nicht weit vom See, am Ufer des Pripjat, befindet sich der 1986 havarierte Kernreaktor von Tschernobyl.

Kaniwer Stausee

Der Staudamm des Sees befindet sich östlich der Stadt Kaniw. Hier wurde zwischen 1972 und 1978 in der Hauptsache ein 16 km langer Deich aufgeschüttet. Außerdem ein Wasserkraftwerk und eine Schleuse erbaut. Bei Vollstau erreicht der See eine Wasserfläche von 675 km² und zieht sich 123 km zurück nach Norden in Richtung Kiew. An den breitesten Stellen misst der Kaniwer Stausee 8 km. Am Ufer ist der See flach und mit der Zeit verlanden die Ränder immer mehr. Am tiefsten Punkt hat das Gewässer eine Tiefe von 21 m. Durch den Stausee wurden die ursprünglichen Bewohner zwangsweise umgesiedelt und viel wertvolle Ackerfläche überflutet. Die Stromerzeugung ist kaum ausreichend, um diesen Verlust aufzuwiegen.

Krementschuker Stausee

Der Staudamm des Sees liegt 15 km westlich der Stadt Krementschuk, nahe der Stadt Switlowodsk. Der Damm und das Wasserkraftwerk wurden zwischen 1959 und 1961 errichtet. Auf der Krone verläuft eine öffentliche Straße. Der Krementschuker Stausee erreicht eine Wasserfläche von 2252 km² und erstreckt sich über eine Länge von 149 km zurück bis nach Tscherkassy, bei einer maximalen Ausdehnung von 28 km. Der bis zu 28 m tiefe See besitzt eine große Bedeutung für den Fischfang. Am Ufer werden umfangreiche Fischzuchtanlagen betrieben. Im Zuge der Aufstauung von 13.500 Millionen qbm Wasser, wurde eine ganze Stadt (Nowogeorgijiwsk) überflutet und die Bewohner in die neu gegründete Stadt Switlowodsk umgesiedelt.

Dniprodserschynsker Stausee

Der Staudamm des Sees befindet sich westlich der Stadt Dniprodserschynsk, welche zum Dnipropetrowsker Ballungsgebiet gehört. Eine Kombination aus Staudamm und Gewichtsstaumauer bilden das 35.642 m lange Absperrbauwerk, welches mit dem Wasserkraftwerk bis 1964 errichtet wurde. Nach der Kiewer Talsperre ist dieses Bauwerk auf Platz 6, der längsten Talsperren weltweit. Das bis zu 16 m tiefe Gewässer erstreckt sich über eine Länge von 114 km und erreicht eine Breite von 8 km. Bei Vollstau erreicht der See 567 km² Wasseroberfläche. Übrigens: In Dniprodserschynsk wurde 1906 Leonid Breschnew geboren, der von 1964 bis 1982 Oberhaupt der Sowjetunion war.

Saporischja Stausee

Die Dnjeprostroj-Talsperre wurde zwischen 1927 und 1932 nahe der Stadt Saporischschja errichtet. Das derzeit größte Wasserkraftwerk (mit Generatoren von General Electric) in Europa wurde am 1. Mai 1932 eingeweiht. Die 57 m hohe und 762 m lange gekrümmte Gewichtsstaumauer ist Teil einer insgesamt über 3000 m langen Absperranlage. Der Dnjepr wird auf einer Länge von mehr als 65 Kilometer (Wasserfläche 410 km²) von Saporischschja bis nach Dnjepropetrowsk aufgestaut. Seither erreichen sogar Hochseeschiffe, vom Schwarzen Meer kommend, die wichtige Industriestadt Dnjepropetrowsk.

Im September 1941 sprengten sowjetische Soldaten auf dem Rückzug vor den deutschen Truppen mit Dynamit eine 200 m lange Bresche in die Staumauer und der Stausee lief leer. Welchen Schaden die Flutwelle damals anrichtete, ist nicht bekannt. Aber sicherlich muss es Todesopfer gegeben haben. Die Deutschen bauten die Staumauer bis Ende 1942 wieder auf. Im Oktober 1943 mussten sie sich zurückziehen und zerstörten nun ihrerseits die Staumauer mit Bombenangriffen aus der Luft. Zwischen 1944 und 1950 wurde der Staudamm erneut aufgebaut und ist bis heute in Betrieb.

Kachowkaer Stausee

Der 2155 km² große Stausee liegt im Süden der Ukraine am Unterlauf des Dnjepr. Der künstliche See wurde zwischen 1950 und 1955 angelegt. Das Absperrbauwerk bei Nowa Kachowka ist eine Kombination aus einer 437 m langen und 37 m hohen Gewichtsstaumauer mit einem rund 3000 m langen Staudamm aus Schüttmaterial. Das Staubecken erstreckt sich über eine Länge von 240 km und fasst über 18.000 Millionen qbm Wasser. Damit ist der Kachowkaer Stausee der bei Weitem wasserreichste See am Dnjepr. Das Wasser dient der Bewässerung und ermöglicht den Anbau von Wein, Obst und Reis in der Region. Am Stausee befindet sich die Stadt Nikopol mit einem Hafen.

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