Dividende mit Zahnpasta

Die Vorläufer von Zahnpasta waren Zahnpulver (Dentifricium) zum Abreiben des Zahnbelags. Die Römer mischten Zahnpflegeprodukte aus pulverisierten und zu Asche verbrannten Knochen, Horn, Muschelschalen, Natron und Myrrhe zusammen. Sehr viel anders war es im 19. Jahrhundert nicht:

Damals mischten Apotheker Zahnreiniger aus Marmorpulver, Bimsstein oder Holzkohlepulver. In der Zeit wurde dem Pulver Seife zugesetzt, welches aber bei Luftfeuchtigkeit schnell verklumpte. Für den besseren Umgang gab es das Pulver- und Seifengemisch als festen Block. Die feuchte Zahnbürste wurde am Block (Zahnseife) gerieben, bis Schaum entstand. Um den Geschmack zu verbessern, mischte man Pfefferminzöl, Menthol, Honig oder Zucker hinzu. Als entzündungshemmend wurden den Zahnputzmixturen Salbei, Kalmusöl, Nelkenöl und sogar Kokain zugesetzt.

Zahnpasta in der Tube

In einem Labor in New London (USA) wurde 1850 von Washington Sheffield die erste Zahnpasta durch Zugabe von Glycerin entwickelt. Die Zahnpasta wurden in Blechdosen angeboten, allerdings trocknete die Paste nach kurzer Zeit aus. Der Sohn, Lucius Sheffield, beobachtete während seines Studiums in Paris, die Verwendung von Farben und Lacke in Metalltuben. 1876 entwickelte der Junior die Idee, die Zahnpasta seines Vaters in Tuben abzufüllen.

Marke Kalodent

1887 produzierte der Wiener Chemiker Carl Sarg Zahnpasta in verschließbaren Tuben. Unter dem Namen „Kalodent-Zahncreme“ konnte die Firma mit großem Werbeaufwand einen internationalen Bestseller etablieren. Die sanitären Eigenschaften und die praktische Verpackung bleiben bis heute ein Vorbild für Zahnpasta als Massenprodukt. Vor dem 1. Weltkrieg war „Kalodent“ der führende Markenartikel in Europa und Carl Sarg ließ sich die Marke in 34 Ländern schützen. „Kalodent“ entwickelte sich zum Gattungsbegriff für Zahnpasta, genauso wie Tempo beim Papiertaschentuch.  

Marke Kolynos 

Erst Jahre später ab 1896 stieg das Unternehmen Colgate ins Zahnpasta-Geschäft ein und baute auf dem Produkt ein Imperium auf. Der amerikanische Zahnarzt Newell Sill Jenkins entwickelte zusammen mit dem Wissenschaftler Willoughby Dayton Miller eine Zahnpasta namens „Kolynos“. Grundlage war die damals noch umstrittene Annahme, dass Kohlenhydrate im Mund zu Säure umgewandelt werden und so den Zahnschmelz entkalken und Bakterien in den Zahn eindringen.

Nach 17 Jahren Entwicklungszeit und klinischen Studien übernahm der Sohn Leonard Jenkins Herstellung und Vertrieb der Zahnpasta, welche ab 1908 in praktischen Tuben auf den Markt kam. In kurzer Zeit expandierte das Unternehmen weltweit. 1937 wurde „Kolynos“ in 22 Ländern produziert und in 88 Ländern angeboten und verkauft. Bis heute ist der Markenname „Kolynos“ vor allem in Südamerika, aber auch in Osteuropa ein Begriff. 1995 kaufte Colgate-Palmolive die Marke für eine Milliarde US-Dollar.   

Marke Blendax

Die Zahnpasta Blendax wurde ab 1932 in Mainz produziert. Ziel war eine für jedermann erschwingliche Zahnpasta, die erstmals in Deutschland preiswert über den Lebensmittelhandel angeboten wurde. Bis dahin gab es Zahnpasta nur in Apotheken und Drogerien zu hohen Preisen. Bereits Ende der 1930er-Jahre war Blendax mit rund 43 Millionen Tuben größter Zahnpasta-Hersteller in Europa. 1949 bot die Mainzer Apothekerin Hertha Hafer den Blendax-Werken die von ihrer entwickelten Rezeptur der Zahncreme „Blend-A-Med“ an. Ab 1951 begann die Produktion der ersten medizinischen Zahnpasta in Deutschland. Anfangs wurde die Zahnpasta nur über Apotheken und Zahnärzte verkauft. Erst 1970 kam „Blend-A-Med“ in den Einzelhandel.

1987 wurde das Mainzer Familienunternehmen an den US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble verkauft. Lange Zeit zeigten die Blendax-Eigner keine Neigung, sich von ihrem profitablen Besitz zu trennen. Aber der Markt für Körperpflege war in Deutschland ausgereizt. Für eine Expansion ins Ausland wären Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe erforderlich geworden. Eine Summe, vor der die Blendax-Erbin –Andrea Gölkel – zurückschreckte. Insider schätzen den Kaufpreis auf 800 Millionen DM (also 400 Millionen Euro). 2002 verlegt Procter & Gamble die komplette Produktion von Mainz nach Groß-Gerau.

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