Heißer Kandidat für einen Turnaround

Die Aktie von Pfizer ist im Verlauf des Jahres 2023 von 47,90 EUR auf aktuell 26,50 EUR gefallen. Der größte Pharmakonzern der Welt verliert dabei rund 45 % seines Marktwerts. Damit wurden nicht nur die Kursgewinne während der Corona-Rally eingebüßt, sondern auch die gesamten Gewinne eines ganzen Jahrzehnts. Aktuell notiert die Pfizer-Aktie auf dem Niveau von 2013.

Ist der Abverkauf nicht übertrieben?

Pfizer gehört nach dem Kursrutsch mit 5,6 % Rendite zu den lukrativsten Dividendenzahlern im S&P 500. Im Vergleich zu anderen Mitgledern des S&P 500 dürfte die Dividende gut gesichert sein.

Was sind die Ursachen für den Abverkauf?

Das nachlassende Corona-Geschäft führte zu Abschreibungen in Höhe von 5,6 Mrd. USD. Pfizer hat sich hierbei verkalkuliert und eine übermäßige Menge an Impfstoff produziert. Inzwischen tendiert die Nachfrage gegen null. Covid ist Vergangenheit, dennoch dürfte das Kerngeschäft von Pfizer in diesem Jahr um 6 – 8 % wachsen. Die Abschreibung ist zwar ärgerlich, aber sie gefährdet nicht die Substanz des Konzerns. Schlussendlich führen die Abschreibungen dazu, dass Pfizer weniger Steuern zahlen muss, da der gemeldete Gewinn sinkt.

Was sind die echten Ursachen für den Abverkauf?

Das eigentliche Problem von Pfizer sind die auslaufenden Patente, und in diese vermeintliche Falle ist Pfizer nicht das erste Mal getappt. Als im Jahr 2002 das Patent für Lipitor ablief – damals das profitabelste Medikament der Welt – sank der Umsatz von Pfizer in den darauffolgenden Jahren von 67,8 auf 48,9 Mrd. USD. Dennoch legte die Aktie in dieser Zeit zu, da der Markt an die Innovationskraft von Pfizer glaubte. Wie sich heute zeigt, behielt der Markt recht, denn sowohl Umsatz als auch Gewinn erreichten letztendlich neue Höchststände.

Heutzutage scheint der Markt nicht mehr darauf zu vertrauen. Das ist erstaunlich, denn das Geschäft von Pfizer hängt nicht an einem oder wenigen Medikamenten, sondern im Gegenteil. Es gibt nur wenige Pharmaunternehmen, die eine derart breite Produktpalette aufweisen. Die Gefahr ist dennoch real, denn 2026 und 2027 laufen die ersten wichtigen Patente aus.

Bis Ende des Jahrzehnts könnte der wegfallende Patentschutz von Prevnar, Eliquis und Xtandi zu Umsatzeinbußen von bis zu 20 Mrd. USD führen. Pfizer benötigt also dringend Forschungserfolge, um das bröckelnde Geschäft zu ersetzen. Nach Ansicht des Unternehmens hat man bereits die passenden Produkte in der Pipeline.

Der nächste Blockbuster

Die nächsten Blockbuster könnten Etrasimod werden. Schätzungen zufolge könnte das Medikament gegen chronische Darmerkrankungen jährliche Milliardeneinnahmen generieren. Hinzu kommen noch einige andere Medikamente, die sich in der Endphase der Forschung befinden. Insgesamt hat Pfizer fünf Wirkstoff-Kandidaten, von denen jeder einen Umsatz von mehr als 500 Mio. USD pro Jahr einbringen könnte.

Wenn Pfizer die anvisierten Ziele erreichen kann, würde dies die Verluste aus den wegfallenden Patenten mehr als ausgleichen – und das ist auch das wahrscheinlichste Szenario.

Die Erwartungen für das Geschäftsjahr 2024

Im kommenden Geschäftsjahr wird sich die Lage normalisieren. Das Covid-Geschäft dürfte sich bis dahin in Luft aufgelöst haben, und die Zahlen werden wieder einfach vergleichbar sein. Dann könnten viele Anleger plötzlich feststellen, dass Pfizer im Kerngeschäft erhebliche Fortschritte gemacht hat.

Hinzu kommen erhebliche Sparmaßnahmen. Bereits im laufenden Geschäftsjahr sollen die Kosten um 1,0 Mrd. USD gesenkt werden, im kommenden Jahr sollen die Kosten um weitere 2,5 Mrd. USD sinken. Es bleibt fraglich, ob dies in den Konsensschätzungen bereits vollständig reflektiert wird.

Derzeit wird davon ausgegangen, dass das Kerngeschäft im kommenden Jahr einen Rekordgewinn von 3,18 USD je Aktie erzielen wird, was etwa 18,0 Mrd. USD entspricht. Pfizer selbst hat bisher noch keine Prognose vorgelegt, doch es ergibt sich recht einfach, dass die Gewinnschätzungen höher sind als der bisherige Konsens.

Pfizer ist ein heißer Kandidat für einen Turnaround

Im Geschäftsjahr 2019 erzielte Pfizer ein operatives Ergebnis von 17,5 Mrd. USD. Wenn wir unterstellen, dass im Kerngeschäft seitdem keine Umsatz- und Gewinnsteigerungen verzeichnet wurden (was allen vorliegenden Geschäftsberichten widerspricht) und die 3,5 Mrd. USD Einsparungen berücksichtigen, müsste Pfizer 2024 ein operatives Ergebnis von 21 Mrd. USD erzielen.

Zusätzlich kommen Zinseinnahmen hinzu, da Pfizer zuletzt über Barmittel in Höhe von 44,2 Mrd. USD verfügte. Diese könnten im kommenden Jahr rund 2 Milliarden Dollar in die Kassen spülen. Sollte die Bewertung von Pfizer dann wieder auf das gewohnte Niveau steigen, würde sich daraus ein Kursziel von 48 – 50 USD je Aktie ergeben.

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