Nvidia will ARM kaufen

Das Kaufangebot

Zwei Jahrzehnte war Nvidia der unangefochtene Marktführer und hatte lange Zeit ausgesprochen wenig Konkurrenz bei High-End-GPUs. Das hat sich jedoch geändert: Mit Advanced Micro Devices (AMD) hat sich ein ernstzunehmender Rivale im High-End-Bereich des GPU-Marktes etabliert.

Nach vielen gescheiterten Versuchen, in den GPU-Markt einzusteigen, ist nun auch Intel wieder am Start. Diese Bedrohung gefährdet die Umsätze von Nvidia, da sowohl Intel als auch AMD über eigene CPUs verfügen und ihre GPUs mit CPUs bündeln können.

Nvidia benötigt also eine eigene CPU, um dieser Bedrohung durch Intel und AMD begegnen zu können. Nvidia hat schon mehrere hochkarätige HPC-Beschleunigerdesigns (HPC = High-Performance-Computing) an Intel und AMD verloren, da es seine GPUs für diese Anwendungen nicht effektiv mit CPUs von Intel oder AMD verbinden kann.  

Die nächstbeste CPU-Option ist das britische Unternehmen ARM.

Aus Sicht der Investoren stärkt ARM die Zukunft von Nvidia, indem es dem Unternehmen eine eigene CPU und eine größere Fähigkeit zur Verfügung stellt, sein eigenes Schicksal zu kontrollieren. ARM eröffnet Nvidia Zugang in einen neuen Kundenkreis. Zum Glück für Nvidia gewährt der Markt dem Unternehmen eine haushohe Bewertung und ermöglicht somit eine teure Akquisition. Nvidias Marktkapitalisierung liegt bei 700 Milliarden US-Dollar.

Regulatorische Risiken

Die technischen Vorzüge einer Übernahme von ARM durch Nvidia sind geklärt. Die Zustimmung aller Aufsichtsbehörden dürfte Nvidia allerding einen Strich durch die Rechnung machen:

Selbst wenn die Behörden in Großbritannien und Europa grünes Licht geben, ist es angesichts der weit verbreiteten Verwendung von ARM in chinesischen Produkten, höchst unwahrscheinlich, dass China einem US-Unternehmen zugestehen wird, ARM zu erwerben. Hinzu kommen die ohnehin offensichtlichen Spannungen zwischen China und den USA.  

Das regulatorische Risiko macht diesen Deal unwahrscheinlich und Nvidia muss den Deal überarbeiten. Am Ende ist eine strategische Investition wahrscheinlich und die zuvor genannten Vorteile würden einen solchen Schritt rechtfertigen.

Eine Kapitalbeteiligung von Nvidia anstelle eines direkten Eigentums beseitigt das regulatorische Risiko und würde ARM für seine Kunden weniger problematisch machen. ARM könnte gezielt den Bedarf für Nvidia fördern, ohne seine Unabhängigkeit zu verlieren. Die Kern-CPU bleibt für alle Kunden attraktiv und offen.

Aussichten von Nvidia

Investoren könnten sich fragen, ob sich die Aussichten für Nvidia mit und ohne Akquisition von ARM, wesentlich unterscheiden werden. Kurzfristig ist die Antwort ein klares „Nein“. Nvidia kann ARM in naher Zukunft lizensieren und mit einer strategischen Vereinbarung viele der Vorteile der Akquisition erhalten.

Die größere Herausforderung für Investoren ist nicht die ARM-Akquisition, sondern das Nvidias Story jeder vernünftigen Bewertungskennzahl weit voraus ist. Ohne die Gewinne aus der Mellanox-Akquisition wäre das Wachstum von Nvidia eher bescheiden.

Noch bescheidener wird das Wachstum, wenn der Krypto-Mining-Boom ausgeblendet wird, verschleiert ausgewiesen in der Kategorie Gaming. Recherchen zeigen, dass eher wenige Grafikkarten, mit erheblichen Preisaufschlägen, den Weg zum Spieler finden.

Darüber hinaus ist Nvidia nicht mehr alleiniger Herrscher im Königreich der GPUs. Produkte von AMD übertreffen im Vergleich mit Nvidia mehrere Benchmarks. Ab 2022 Q1 wird Intel seine Mid-Range-CPUs auf den Markt bringen, die wahrscheinlich einen verstärkten Wettbewerb im mittleren Bereich und darunter bringen wird.

Fazit des Autors

Angesichts der zunehmenden Konkurrenz von AMD und Intel sind die Aussichten von Nvidia fraglich. Es ist schwer vorstellbar, dass Nvidias aktueller Übernahmeplan für ARM am Ende Früchte trägt. Wahrscheinlich wird Nvidia dazu veranlasst werden, entweder aus dem Deal auszusteigen oder den Deal alternativ anzugehen. 

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