Wirtschaft und Wetter

Glaubt man der Politik, wird es 2010 mit der Konjunktur wieder nach oben gehen. Allerdings ist mein Vertrauen in die Politik begrenzt. Für das kommende Jahr erwarte ich eher eine anhaltende Depression mit schnell steigenden Arbeitslosenzahlen. Unsere Gesellschaft zerfällt immer mehr in Arm und Reich.

Denn die aktuelle Krise unterwirft sich nicht dem bekannten Zyklus aus Abschwung, Bodenbildung und Aufschwung. In der weltweiten Wirtschaft findet ein Klimawandel statt. Das meine ich ernst. So wie sich in den letzten Jahren das Wetter verändert hat, erst nur unmerklich, nun aber umso schneller und auffälliger, genau so wird sich die Wirtschaft verändern.

Die Polarkappen schmelzen und der Meeresspiegel steigt an. Stürme und Regenfälle in den gemäßigten Regionen werden heftiger, die Folgen fataler. Eine klimatische Entwicklung, der sich keine Region der Erde entziehen kann. Und die Wirtschaft? Boomphasen werden kürzer, echtes Wachstum verläuft quälend langsam.

Dafür schlägt negatives Wachstum rasant und massiv ein, in der Bekämpfung teurer als jemals zuvor. Die Folgen sind Arbeitslosigkeit von qualifizierten Mitarbeitern aus traditionsreichen Betrieben. Opel und Karstadt sind nur der traurige Anfang. Lohndumping und eine zunehmende Verarmung der Mittelschicht wird zur einer neuen Wahrnehmung im öffentlichen Bewusstsein führen.

Die Verelendung der Gesellschaft

Nach der Bundestagswahl Ende September wird die neue Regierung, die nach meiner Einschätzung, die alte bleiben wird, die Karten auf den Tisch legen müssen. Die Haushaltslage wird eine Lösung erzwingen: Entweder die Steuern rauf oder die Leistungen des Staates runter. Erfahrungsgemäß wird der Rotstift im sozialen Bereich angesetzt und in erster Linie die ärmeren Schichten treffen.

Arme haben keine Lobby

Innerhalb der wachsenden Gruppe der Armen wird es eine deutliche Spaltung geben zwischen denen, die mit Niedriglöhnen noch eben so über die Runden kommen, und denen, die als Dauerarbeitslose ohne Perspektive bleiben. Wie auch immer, die kommenden Debatten, bei knappen Finanzmitteln, wird auf \“faule Arbeitslose\“ und auf \“Missbrauch von Sozialhilfe\“ hinauslaufen. Ausgetragen im Fernsehstudio, zur besten Sendezeit und mithilfe gut bezahlter Moderatorinnen.

Die eigentliche Ursache für den wirtschaftlichen Klimawandel wird bis dahin aus den Medien und damit aus den Köpfen der Menschen verdrängt worden sein: das Verhalten der Banken vor der Krise und in der Krise.

P.S.

Seit zwei Wochen Dauerregen und tropische Gewitter im Münchner Outback!

Ich gehe mir einen Regenschirm kaufen …

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